Logo AdmiralDirekt
Rettungswagen fährt mit Blaulicht durch die Stadt

Erste Hilfe leisten – Leben retten

In einer Notfallsituation zählt oft jede Sekunde. Warum Erste-Hilfe-Maßnahmen so wichtig sind und wie Sie in verschiedenen Notfallsituationen schnell und richtig handeln, lesen Sie in unserem Artikel.

Die wichtigsten Informationen auf einen Blick:

  • Jeder ist gesetzlich dazu verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten.
  • Machen Sie sich keine Sorgen um Fehler und handeln Sie. Falsch ist nur gar nicht zu helfen.
  • Um im Notfall schnell reagieren zu können, sollten Sie Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse am besten regelmäßig auffrischen.

Erste Hilfe: Die Reihenfolge beachten

Unfälle können jedem passieren und das plötzlich und überall. In einer Notfallsituation kann Erste Hilfe über Leben oder Tod entscheiden. Besonders die ersten Minuten sind ausschlaggebend für die Betroffenen. Trotzdem haben viele Menschen Bedenken, etwas falsch zu machen. Falsch ist allerdings nur nicht zu helfen. Das tun Sie auch schon, indem Sie einen Rettungswagen rufen.

Sprechen Sie nach Möglichkeit weitere Personen aktiv an und bitten Sie sie zu helfen. Teilen Sie die Aufgaben auf: Einer wählt zum Beispiel den Notruf, während der andere sich um den Verletzten kümmert. Wie Sie am besten vorgehen, ist in jeder Situation unterschiedlich. Zur Orientierung können Sie die sogenannte Rettungskette nutzen.

1. Unfallstelle absichern & für Eigenschutz sorgen

Wenn Sie als Ersthelfer an einem Unfallort ankommen, bleiben Sie ruhig und verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation. Überprüfen Sie, wie viele Verletzte es gibt. Sichern Sie schnellstmöglich den Unfallort ab und sorgen Sie vor allem auch für Ihren eigenen Schutz.

  • Sichern Sie die Unfallstelle ab und stellen Sie das Warndreieck folgendermaßen auf:
    innerorts 50 Meter; auf der Landstraße 100 Meter; auf der Autobahn 150 bis 400 Meter.
  • Achten Sie beim Aussteigen auf Ihre eigene Sicherheit.
  • Tragen Sie eine Warnweste, damit Sie von anderen Autofahrern gut gesehen werden.
  • Nehmen Sie Ihr Smartphone und den Verbandskasten mit.

Das könnte Sie auch interessieren: Was muss man im Auto haben?

2. Notruf wählen

Wählen Sie so schnell wie möglich den Notruf 112 (europaweit) und schildern Sie alle wichtigen Informationen. Halten Sie sich dabei an die fünf W-Fragen:

  • Wo ist der der Unfallort?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Verletzte/ Betroffene gibt es?
  • Welche Verletzungen haben die Betroffenen?
  • Warten auf Rückfragen.

Tipp bei Unfällen auf der Autobahn: Am rechten Fahrbahnrand finden Sie in regelmäßigen Abständen kleine blaue Schilder mit einer Kilometerangabe. Wenn Sie diese beim Absetzen des Notrufs nennen, kann der Rettungsdienst Sie schnell orten.

3. Die Verletzten versorgen

Bleiben Sie beim Opfer, bis ein Krankenwagen eintrifft und leisten Sie Erste Hilfe. Prüfen Sie dabei unbedingt zunächst, ob die Person bei Bewusstsein ist und regelmäßig atmet, um die nächsten Schritte einleiten zu können. Häufig werden Ihnen auch am Telefon bereits Anweisungen von den Rettungssanitätern gegeben, wie Sie am besten helfen können. Hier finden Sie Tipps zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen und wie Sie diese sicher und effektiv durchführen können.

Frau kniet neben bewusstlosem Mann und ruft den Rettungswagen

Erste Hilfe leisten – So geht‘s!

In einer Notfallsituation sollten Sie zunächst ruhig bleiben und sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Überprüfen Sie schnellstmöglich die Vitalzeichen der betroffenen Person.

Ist die Person bei Bewusstsein?
Überprüfen Sie, ob die betroffene Person auf lautes Ansprechen oder Berührungen reagiert:

  • Nennen Sie beim Ansprechen der Person Ihren eigenen Namen.
  • Stellen Sie Körperkontakt her: Legen Sie der Person zum Beispiel eine Hand auf die Schulter (Achten Sie ggf. auf notwendige Schutzausrüstung).
  • Erklären Sie dem Verletzten, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen Sie leisten.
  • Beruhigen Sie den Betroffenen.

Atmet der Betroffene?
Beobachten Sie, ob sich der Brustkorb regelmäßig hebt und senkt. Platzieren Sie Ihr Ohr über Mund und Nase der Person und lauschen Sie nach Atemgeräuschen. Prüfen Sie, ob Sie mit Ihrer Wange einen Luftstrom spüren können.

Ist die Person nicht bei Bewusstsein, atmet aber regelmäßig:

Stabile Seitenlage

Bringen Sie die betroffene Person in die stabile Seitenlage, wenn sie bewusstlos ist, aber normal atmet und keine weiteren offensichtlichen Verletzungen aufweist.

  1. Legen Sie den Arm der Person, der Ihnen am nächsten ist, angewinkelt nach oben, sodass die Handinnenfläche nach oben zeigt.
  2. Kreuzen Sie den anderen Arm vor der Brust und platzieren Sie den Handrücken an die Wange des Betroffenen. Halten Sie diesen fest.
  3. Greifen Sie den weiter entfernten Oberschenkel der Person, beugen Sie das Bein und drehen Sie den Verletzten behutsam auf sich zu.
  4. Stellen Sie sicher, dass der oben liegende Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt.
  5. Neigen Sie den Kopf der Person leicht nach hinten, damit die Atemwege frei bleiben. Der Mund sollte dabei leicht geöffnet sein.
  6. Gegebenenfalls positionieren Sie die Hand unter der Wange etwas anders, um den Kopf in dieser Position zu halten.

Bleiben Sie wenn möglich bei dem Betroffenen und überprüfen Sie regelmäßig die Atmung. Sollte die Atmung aussetzen oder unregelmäßig werden, bringen Sie die Person zurück in Rückenlage und beginnen Sie ggf. mit Wiederbelebungsmaßnahmen.

Bewusstlose Frau wird in stabile Seitenlage gelegt

Person ist nicht bei Bewusstsein und atmet nicht:

Herz-Lungen-Wiederbelebung

Wenn eine Person nicht mehr atmet und bewusstlos ist, müssen Sie umgehend reanimieren. Sollten Sie zu diesem Zeitpunkt noch keinen Rettungswagen gerufen haben, tun Sie das unbedingt vorher. So gehen Sie bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung vor:

  1. Knien Sie sich neben die betroffene Person.
  2. Legen Sie Ihre Handballen übereinander in die Mitte der Brust und drücken Sie das Brustbein schnell und kraftvoll mit gestreckten Armen hinunter. Wiederholen Sie die Bewegung in einem Tempo von 100 bis 120 Mal pro Minute. Das entspricht z. B. dem Rhythmus des Songs Stayin‘ alive von den Bee Gees
  3. Führen Sie die Herzdruckmassage 30 Mal aus und pausieren Sie diese dann, um den Betroffenen zweimal zu beatmen. Anschließend wiederholen Sie den Vorgang.
  4. Neigen Sie für die Beatmung den Kopf des Betroffenen nach hinten und heben zeitgleich sein Kinn an. Halten Sie dem Verletzten die Nase zu und öffnen Sie anschließend seinen Mund. Legen Sie Ihre Lippen dicht um die des Betroffenen und geben Sie eine Atemspende, sodass sich der Brustkorb der Person hebt.
  5. Fahren Sie mit den Wiederbelebungsmaßnahmen fort, bis ein Rettungswagen da ist oder die Person wieder selbstständig atmen kann.

Wenn Sie sich nicht zutrauen, die Mund-zu-Mund Beatmung durchzuführen, bleiben Sie bei einer normalen Brustkorbmassage. Achten Sie darauf, dass die Person dabei auf einem harten Untergrund liegt. Atmet der Betroffene wieder selbstständig und regelmäßig, inspizieren Sie ihn auf weitere Verletzungen, bleiben Sie bei ihm und versuchen Sie ihn falls nötig zu beruhigen.

Ein Mann führt eine Herz-Rhythmus-Massage bei einer bewusstlosen Person durch

Weitere wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen

Starke Blutungen

Stark blutende Wunden sollten so schnell wie möglich gestoppt werden. Verwenden Sie dabei am besten Einmalhandschuhe aus einem Verbandskasten, um sich vor Infektionen zu schützen. Legen Sie einen Druckverband an: Bedecken Sie dafür die Wunde mit einem sterilen Tuch und fixieren Sie dieses mit einem Verband. Legen Sie anschließend ein weiteres Druckpolster auf die Wunde und verbinden Sie dieses ebenfalls. Achten Sie darauf, dass der Verband fest sitzt, aber nicht die Blutzufuhr abschnürt. Wundverband und -Tücher finden Sie in Ihrem Verbandskasten.

Schockzustand

Blasse Haut, schneller Puls und flache Atmung können Anzeichen eines Schocks sein. Legen Sie den Betroffenen flach auf den Boden und lagern Sie seine Beine hoch. Wärmen Sie die Person zum Beispiel mit einer Wärmedecke aus dem Verbandskasten. Dafür sollte die goldene Seite nach außen zeigen. Versuchen Sie das Unfallopfer zu beruhigen.

Verbrennungen

Grundsätzlich sollten kleinere Verbrennungen immer sofort gekühlt werden. Bei einem Autounfall oder unterwegs ist das aber oft nicht möglich. Wenn Sie zum Beispiel sauberes Trinkwasser dabeihaben, können Sie die betroffenen Stellen damit kühlen. Decken Sie die Wunde danach mit einer sterilen Kompresse oder einem sauberen Tuch ab. Dazu eignet sich zum Beispiel auch das Dreieckstuch aus dem Verbandskasten. Sollte die Wunde bereits mit Kleidung verkrustet sein, ziehen Sie diese nicht aus. Wenn die Person größere Verbrennungen hat, können Sie dafür das Verbandstuch aus dem Verbandskasten nutzen. Falls Sie kein Tuch zur Verfügung haben, lassen Sie die Wunde unbedeckt und warten auf den Rettungsdienst.

Krampfanfall

Bei einem Krampfanfall legen Sie die Person auf den Boden und entfernen potenzielle Gefahrenquellen in der Nähe. Platzieren Sie etwas Weiches unter dem Kopf des Betroffenen. Halten Sie die krampfende Person auf keinen Fall fest. Atmet die Person nach dem Krampfanfall wieder regulär, positionieren Sie den Betroffenen in der stabilen Seitenlage und bleiben Sie bei ihm. Kontrollieren Sie regelmäßig die Vitalzeichen.

Knochenbrüche

Bewegen Sie den Betroffenen möglichst wenig und unterstützen Sie seine präferierte Haltung. Polstern Sie den Bruch mit Decken oder Jacken, um die betroffene Stelle ruhig zu halten. Ist der Bruch geschlossen, das heißt, es ist keine äußere Wunde zu sehen, versuchen Sie die Schwellung zu kühlen. Handelt es sich um einen offenen Bruch, bei dem eine Wunde erkennbar ist, sollten Sie diesen sofort mit Wundauflagen aus dem Verbandskasten abdecken, um Infektionen zu verhindern.

Erste Hilfe bei Verkehrsunfällen – Was muss ich beachten?

Der erste Schritt bei einem Verkehrsunfall ist das Bilden einer Rettungsgasse, damit die Einsatzkräfte möglichst schnell zur Unfallstelle gelangen können. Als Ersthelfer sollten Sie den Unfallort schnellstmöglich absichern und Erste Hilfe leisten.

Bei einem Verkehrsunfall ist es wahrscheinlich, dass sich die Verletzten noch im Auto befinden. Wenn es Ihnen möglich ist, sollten Sie versuchen, die Person mit einem sogenannten Rettungsgriff zu befreien. Sind die Arme und Beine des Opfers eingeklemmt, warten Sie auf die Feuerwehr.

Schalten Sie in jedem Fall die Zündung des Wagens aus und öffnen Sie den Sicherheitsgurt. Halten Sie das Unfallopfer in Sitzhöhe von außen fest und drehen Sie seinen Rücken zu sich hin. Legen Sie einen Unterarm des Verletzten quer auf seinen eigenen Oberkörper und greifen Sie dann von hinten unter den Armen des Verletzten an diesen Unterarm. Nun können Sie die Person vorsichtig aus dem Auto ziehen.

Achtung: Vermeiden Sie es, Ihren Kopf zwischen dem Armaturenbrett und dem Körper des Unfallopfers zu platzieren, wenn der Airbag noch nicht ausgelöst wurde.

Symbol für Tarifrechner.

Erste Hilfe für Ihr Auto

Ein Unfall ist schnell passiert. Mit einer Kfz-Vollkaskoversicherung sind Sie vor hohen Kosten geschützt - auch bei selbstverursachten Unfallschäden.

Jetzt Beitrag berechnen

Muss ich Erste Hilfe leisten?

Ja, in Deutschland besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur Ersten Hilfe.

Nach dem Strafgesetzbuch (§323c StGB) ist jeder, der körperlich dazu in der Lage ist, zur Ersten Hilfe verpflichtet. Unterlassene Hilfeleistung kann sogar mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden, allerdings gibt es im Gesetz keine konkrete Vorgabe zu einem Mindestmaß an Erster Hilfe. Wie genau Sie helfen, liegt also in Ihrem Ermessen. Ihre eigene Sicherheit sollte dabei immer an erster Stelle stehen. Bei einem Brand erwartet zum Beispiel niemand, dass Sie die Opfer aus einem Haus retten. Dafür ist die Feuerwehr zuständig. Auch das Absichern einer Unfallstelle oder das Wählen des Notrufs zählt bereits als Erste Hilfe.

Wann muss ich keine Erste Hilfe leisten?

Es gibt einige Ausnahmen von der Pflicht zur Ersten Hilfe:

  • Wenn Sie sich selbst in Gefahr bringen würden.
  • Wenn Sie nicht über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.
  • Wenn andere Personen bereits Erste Hilfe leisten.

Wichtig zu wissen ist, dass auch kleine Maßnahmen einen großen Unterschied machen können. Oftmals reichen auch schon einfache Handgriffe, um Leben zu retten. Deshalb sollten Sie sich im Zweifelsfall immer für die Erste Hilfe entscheiden.

Es gibt auch viele Online-Kurse und Apps, die Ihnen die wichtigsten Handgriffe der Ersten Hilfe vermitteln können.

Nützliche Apps:

MeinDRK: Die Erste-Hilfe-App für Unterwegs
Malteser Erste Hilfe App

Kann ich für Fehler bei der Ersten Hilfe haftbar gemacht werden?

Im Gegensatz zu unterlassener Hilfeleistung ist es nicht strafbar, bei der Ersten Hilfe Fehler zu machen oder Schäden zu verursachen. Sobald Sie Erste Hilfe leisten, verbessern Sie die Chancen auf eine schnelle Genesung und minimieren mögliche Folgeschäden. In einigen Fällen können Sie sogar Leben retten. Um potenzielle Fehler sollten Sie sich dabei keine Gedanken machen. Wichtig ist, dass Sie handeln - und das möglichst schnell. Wenn Sie zum Beispiel eine Hose zerschneiden müssen, um eine Wunde versorgen zu können oder dem Betroffenen bei der Wiederbelebung eine Rippe brechen, müssen Sie dafür keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten.

Weitere Artikel