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Auto fährt dem Vordermann auf der Autobahn zu dicht auf.

Abstandsmessungen im Straßenverkehr

Abstand halten ist nicht jedermanns Sache. So kommt es durch Drängler häufig zu schweren Verkehrsunfällen. In Deutschland werden deshalb regelmäßig Abstandsmessungen durchgeführt. Welche Abstände einzuhalten sind, welche Bußgelder bei Verstößen drohen und wie Sie gelassen mit Rowdys umgehen, lesen Sie hier.

Die wichtigsten Informationen auf einen Blick

  • Halten Sie immer so viel Abstand, dass Sie Ihren Pkw ohne Probleme stoppen können, wenn Ihr Vordermann plötzlich bremst.
  • Orientieren Sie sich für den richtigen Abstand an der Zwei-Sekunden- oder Halber-Tacho-Regel. Auch moderne Assistenzsysteme können helfen.
  • Ein Abstandsverstoß wird in Deutschland mit zwischen 25 Euro und 400 Euro geahndet. Bei schweren Verstößen kommen Punkte in Flensburg oder Fahrverbote hinzu.

Wie viel Abstand muss ich einhalten?

Der Sicherheitsabstand ist in der Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt. Grundsätzlich gilt: Der Abstand sollte groß genug sein, um Ihr Auto problemlos anhalten zu können, wenn der Fahrer vor Ihnen unerwartet bremst. Der tatsächlich erforderliche Mindestabstand ist abhängig von Ihrer Geschwindigkeit und den Straßenverhältnissen. Eine genaue Angabe gibt es in der StVO jedoch nicht. Insbesondere bei schlechten Wetterbedingungen ist oft ein höherer Sicherheitsabstand notwendig, da der Bremsweg durch Regen oder Schnee verlängert wird. Achten Sie also stets auch auf äußere Gegebenheiten.

Es gibt zwei Faustregeln, an denen Sie sich orientieren können, um zu prüfen, ob Ihr Abstand ausreichend ist:

Zwei-Sekunden-Regel

Die Zwei-Sekunden-Regel ist eine einfache Regel, um beim Autofahren den richtigen Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuhalten. Sie besagt:

Nutzen Sie während der Fahrt auffällige Bauwerke, Landschaftsmerkmale oder Schilder als Fixpunkt. Sobald das vorausfahrende Fahrzeug den gewählten Punkt passiert hat, zählen Sie die Sekunden, bis Sie die gleiche Stelle erreichen. Innerorts sollte das frühestens nach einer Sekunde der Fall sein. Außerorts sind es zwei Sekunden. Aus diesem Grund spricht man gelegentlich auch von der Ein-Zwei-Sekunden-Regel.

Ein Beispiel: Innerorts sollte der Mindestabstand mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h bei 15 Metern liegen. Das entspricht etwa der Länge von drei Autos.

Halber-Tacho-Regel

Außerorts und vor allem auf der Autobahn ist es sinnvoller, sich an der „Halber-Tacho-Regel“ zu orientieren. Dabei sollte Ihr Abstand immer so groß sein wie die Hälfte Ihrer Geschwindigkeit. Wenn Sie zum Beispiel 100 km/h fahren, sollten Sie 50 Meter Abstand zum Vorausfahrenden halten.

Unser Tipp: Nutzen Sie die Leitpfosten am Straßenrand, um Ihren Abstand einzuschätzen. In der Regel haben diese einen Abstand von etwa 50 Metern.

Sicherheitsabstand durch Abstandswarner

Abstandswarner und Abstandsregeltempomaten unterstützen den Fahrer beim Einhalten des Sicherheitsabstands. Sie erhöhen die Sicherheit im Straßenverkehr und können Auffahrunfälle vermeiden.

Welche Assistenzsysteme gibt es?

  • Abstandswarner warnen den Fahrer akustisch und/oder visuell bei zu geringem Abstand zum Vorausfahrenden.
  • Abstandsregeltempomaten passen die Geschwindigkeit automatisch an, um den Abstand zum Vorausfahrenden einzuhalten.

Wichtig!

  • Die Verantwortung bleibt bei der Person hinterm Steuer.
  • Man muss jederzeit die Kontrolle bewahren und im Zweifelsfall selbst eingreifen können.
  • Bei ungünstigen Bedingungen oder starkem Verkehr können die Systeme versagen.

Wie funktioniert die Abstandsmessung auf der Autobahn?

Die Abstandsmessung wird in der Regel an besonderes gefährlichen Stellen durchgeführt. Zum Einsatz kommen dabei Abstandsblitzer oder mobile Messanlagen in Polizeifahrzeugen. Die verwendeten Videokameras zeichnen neben dem Abstand auch die Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf.

Zwei Videokameras zur Abstandsmessung auf einer Autobahnbrücke.

Bei der Messung mit einem Verkehrskontroll-System (VKS) dokumentieren mehrere Kameras von einer Brücke aus. Die Aufnahme erfolgt durch ein Raster mit verschiedenen Markierungen und Kontrollpunkten, die als feste Messpunkte dienen. Mithilfe einer Software können dann die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs und der Abstand zum Vordermann ermittelt werden. Im Falle eines Geschwindigkeitsverstoßes wird automatisch ein Blitzer ausgelöst.

Videoabstandsmessanlagen (VAMA) funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, dabei wird der Blitzer allerdings manuell durch Polizeibeamte ausgelöst. Für beide Verfahren muss die Autobahnbrücke, von der gemessen wird, eine Mindesthöhe von drei Metern haben und mindestens 300 Meter freie Sicht auf eine gerade Strecke ermöglichen.

Mobile Messanlagen werden seltener verwendet. Hierbei erfolgt die Messung aus einem zivilen Polizeifahrzeug. Über Sensoren wird die Geschwindigkeit des Fahrzeugs dokumentiert und gewisse Fixpunkte erfasst. Die Prüfung, ob ein Abstandsverstoß vorliegt, wird zu einem späteren Zeitpunkt von einem Computer durchgeführt. Bei einem besonders eindeutigen Fall kann der Abstand auch von einem Beamten geschätzt werden. Diese Messung ist aber vergleichsweise ungenau.

Autofahrer sollten sich an die empfohlenen Abstände halten, um Bußgelder und Unfälle zu vermeiden.

Wie hoch ist die Strafe bei einem Abstandsverstoß?

Die Strafe bei einem Abstandsverstoß hängt davon ab, wie schnell Sie fahren und wie gering der Abstand tatsächlich ist. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit. Begehen Sie jedoch zusätzlich Nötigung, zum Beispiel, indem Sie jemandem bewusst und mit Lichthupe dicht auffahren, kann das auch als vorsätzliche Straftat zählen. Im schlimmsten Fall erwarten Sie ein Bußgeld von 400 Euro mit zwei Punkten in Flensburg und drei Monaten Fahrverbot.

GeschwindigkeitBußgeldPunkt(e)Fahrverbot
Weniger als 80 km/hOhne Gefährdung25 Euro--
Mit Gefährdung30 Euro--
Mit Sachbeschädigung35 Euro--
80-100 km/hWeniger Abstand als 5/10 des halben Tachowerts75 Euro1-
4/10100 Euro1-
3/10160 Euro1-
2/10240 Euro1-
1/10320 Euro1-
100-130 km/hWeniger Abstand als 5/10 des halben Tachowerts75 Euro1-
4/10100 Euro1-
3/10160 Euro21 Monat
2/10240 Euro22 Monate
1/10320 Euro23 Monate
Mehr als 130 km/hWeniger Abstand als 5/10 des halben Tachowerts100 Euro1-
4/10180 Euro1-
3/10240 Euro21 Monat
2/10320 Euro22 Monate
1/10400 Euro23 Monate
Symbol Achtung mit Welle im Hintergrund

Achtung: Bei einer Abstandsmessung wird immer auch die Geschwindigkeit gemessen. Wenn Sie neben einem Abstandsverstoß auch zu schnell unterwegs sind, müssen Sie das höhere Bußgeld vollständig zahlen. Die kleinere Strafe wird anteilig berechnet.

Wie bei der Geschwindigkeitskontrolle gibt es auch bei der Abstandsmessung einen festgelegten Toleranzbereich, abhängig vom jeweiligen Messsystem. Bei einer Videomessung sind das 15 Prozent des in 0,8 Sekunden zurückgelegten Fahrweges und bis zu 30 Prozent bei einer Schätzung durch einen Polizisten, da diese Messung besonderes fehleranfällig ist.

Abstandsverstoß in der Probezeit

Werden Sie in der Probezeit bei mehr als 80 km/h mit einem zu geringen Sicherheitsabstand erwischt, begehen Sie einen sogenannten A-Verstoß. Das heißt, Ihre Probezeit wird um zwei Jahre verlängert und Sie müssen ein Aufbauseminar für Ihren Führerschein machen. Hinzu kommen die entsprechenden Strafen aus dem Bußgeldkatalog.

Lohnt sich ein Einspruch?

Die Abstandsmessung ist technisch sehr anspruchsvoll, da neben dem Abstand auch die Geschwindigkeit gemessen werden muss. Teilweise kann es zu Funktionsstörungen oder Auswertungsfehlern kommen. Einen Fehler nachzuweisen ist aber in der Regel mit sehr viel Aufwand verbunden, da ein Rechtsbeistand zur Prüfung herangezogen werden muss. Bevor Sie einen Einspruch in Erwägung ziehen, sollten Sie beachten, dass solche Gutachten schnell hohe Kosten verursachen können. Eine Verkehrsrechtschutzversicherung kann hier helfen. Am meisten Sinn macht ein Einspruch bei der Messung durch die Schätzung eines Polizeibeamten.

Wichtig: Wenn Sie Einspruch einlegen wollen, müssen Sie das spätestens zwei Wochen nach Erhalt des Bußgeldbescheids tun.

5 Tipps – So reagieren Sie richtig auf Drängler!

Besonders auf der Autobahn sind häufig Drängler unterwegs, die andere Autofahrer in gefährliche Situationen bringen. Lassen Sie sich in solchen Situationen nicht aus der Ruhe bringen und beachten Sie unsere Tipps:

  1. Halten Sie sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung.
  2. Lassen Sie sich nicht dazu drängen, Ihrem Vordermann selber zu dicht auf zufahren.
  3. Wechseln Sie, sobald es möglich ist, auf die rechte Fahrspur.
  4. Nutzen Sie auf der Landstraße Einmündungen oder Parkplätze, um den Drängler vorbei zu lassen, wenn Sie sich unwohl fühlen.
  5. Beobachten Sie bei jeder Überholaktion den Verkehr von hinten und warten Sie mit dem Überholen ab, wenn sich ein deutlich schnelleres Fahrzeug nähert.

Nehmen Sie im Straßenverkehr Rücksicht auf Ihre Mitmenschen und fahren Sie stets vorausschauend. Lassen Sie sich durch Drängler nicht zu riskanten Aktionen verleiten. Ihr eigenes Sicherheitsgefühl sollte für Sie stets oberste Priorität haben.

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