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Ein Verkehrsschild kündigt das Ende der linken Fahrspur auf einer Autobahn an, was auf das Reißverschlussverfahren hinweist. Mehrere Fahrzeuge stehen im Stau.

Reißverschluss­verfahren – richtig einfädeln

Wenn sich die Straße verengt und zwei Fahrspuren in eine übergehen, sorgt das Reißverschlussverfahren für einen sicheren Verkehrsfluss. Obwohl manche Autofahrer es mit dem korrekten Einfädeln nicht immer so genau nehmen – das Reißverschlussverfahren ist Pflicht. Welche Verkehrsvorschriften zu beachten sind, lesen Sie hier.

Die wichtigsten Informationen auf einen Blick

  • Das Reißverschlussverfahren trägt auf mehrspurigen Straßen dazu bei, Staus und Verkehrsunfälle zu vermeiden.
  • Wann sich Verkehrsteilnehmer richtig einfädeln müssen, regelt die Straßenverkehrsordnung (StVO). Deshalb ist die Verkehrsvorschrift in den entsprechenden Situationen auch ohne Beschilderung gültig.
  • Damit der Verkehr nicht stockt, sollten Sie den Spurwechsel erst kurz vor der Engstelle vornehmen. Die Autofahrer auf der weiterführenden Fahrspur sind wiederum dazu verpflichtet, die Spurwechsler hereinzulassen.

Was ist das Reißverschluss­verfahren?

Bei einem Reißverschluss schieben sich die kleinen Zähnchen bekanntlich nahtlos ineinander. Genau an diesem Prinzip orientiert sich das Reißverschlussverfahren im Straßenverkehr: Die Fahrzeuge fädeln sich hierbei abwechselnd in eine Spur ein – jeweils eins von rechts, dann eins von links und so weiter. Mit dieser Fahrweise lassen sich Einengungen auf mehrspurigen Straßen, die häufig Rückstau verursachen, besser auflösen. Das kann allerdings nur gut funktionieren, wenn alle Verkehrsteilnehmer das Verfahren korrekt einhalten.

Eigentlich sollte das Reißverschlussverfahren einfach sein. In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Autofahrer drängeln oder die anderen nicht einfädeln lassen. Damit behindern sie den Verkehrsfluss und riskieren Unfälle.

Reißverschluss­verfahren anwenden: So geht es richtig

Die nachfolgenden Hinweise geben Ihnen einen Überblick, wie das Reißverschlussverfahren im Idealfall abläuft.

Spur erst an der Engstelle wechseln

  • Wenn Ihre Spur demnächst endet oder ein Hindernis die Weiterfahrt blockiert, wechseln Sie nicht sofort auf die andere Spur. Ein zu frühes Einfädeln behindert den Verkehr.
  • Fahren Sie stattdessen bis unmittelbar zur Engstelle und nehmen Sie den Fahrspurwechsel erst dann vor.
  • Versuchen Sie aber keinesfalls, ein Einfädeln zu erzwingen. Dadurch kann sich schnell ein Unfall ereignen.

Fahrer einfädeln lassen

  • Befinden Sie sich auf der weiterführenden Fahrbahn, reduzieren Sie ggf. die Geschwindigkeit und fahren Sie vorausschauend weiter.
  • Erlauben Sie dem Fahrzeug auf der Nebenspur, sich vor Ihnen einzufädeln.
  • Wenn Sie zwei oder mehr Fahrzeuge vor sich einfädeln lassen, funktioniert das Reißverschlussverfahren nicht optimal und infolgedessen stockt der Verkehr.
Grafik zur korrekten Anwendung des Reißverschlussverfahrens.

Ist das Reißverschluss­verfahren Pflicht?

Ja – die Straßenverkehrsordnung legt in § 7 Abs. 4 StVO eindeutig fest, in welchen Situationen das Reißverschlussverfahren Pflicht ist:

  • wenn Fahrzeuge auf mehrspurigen Straßen eine Spur nicht durchgehend befahren können
  • wenn ein Fahrstreifen endet

Falls einer der beiden Sachverhalte zutrifft, müssen die Autofahrer auf dem benachbarten Fahrstreifen ein Einfädeln ermöglichen. Die am Weiterfahren gehinderten Verkehrsteilnehmer können dadurch sicher in die andere Spur wechseln. Das Reißverschlussverfahren hat dabei „jeweils im Wechsel“ zu erfolgen, so definiert es die Straßenverkehrsordnung.

Symbol Tipp: Glühbirne

Gut zu wissen: Mitunter sehen Sie schon einige Hundert Meter vor einer Fahrbahnverengung mit erforderlichem Reißverschlussverfahren ein Schild. Das kann z. B. eine Leuchttafel sein oder ein Verkehrszeichen mit mehreren Pfeilen, von denen einer abknickt. Generell aber gilt: Das Reißverschlussverfahren ist Pflicht, auch wenn eine entsprechende Beschilderung fehlt.

Wie funktioniert das Reißverschluss­verfahren im Alltag?

Das Reißverschlussverfahren kann in verschiedenen Situationen dazu dienen, den Verkehr flüssig zu halten und unnötiger Staubildung vorzubeugen. Hier haben wir einige häufige Beispiele aufgelistet:

  • Bauarbeiten: Eine Baustelle blockiert die innere Spur, sodass nur noch zwei der drei Fahrstreifen zur Verfügung stehen.
  • Unfallstelle: Auf der Autobahn hat sich ein Unfall ereignet, weshalb die Polizei einen Fahrstreifen für Räumungsarbeiten sperrt.
  • Reguläre Fahrspurverengung: Eine mehrspurige Bundesstraße verengt sich auf einen Fahrstreifen.
Symbol Achtung mit Welle im Hintergrund

Wichtig: Das Reißverschlussverfahren gilt nicht für Autobahnauffahrten. Hier müssen Sie die Geschwindigkeit anpassen und eine ausreichende Lücke abwarten, bis Sie auf die Autobahn auffahren.

Was passiert, wenn Autofahrer das Verfahren nicht einhalten?

Auf deutschen Bundesstraßen und Autobahnen ist es häufiger zu beobachten, dass Verkehrsteilnehmer das Reißverschlussverfahren missachten. Das kann nicht nur zu Frust führen, sondern hat vor allem negative Auswirkungen auf den Verkehr. Das beginnt bei Behinderungen und reicht bis zu Auffahrunfällen oder seitlichen Kollisionen. Durch eine umsichtige Fahrweise sorgen Sie dafür, dass sowohl Sie als auch andere Autofahrer zügig und sicher ans Ziel kommen.

Gibt es Strafen bei Missachtung des Reißverschluss­verfahrens?

Da das Reißverschlussverfahren nach StVO verpflichtend ist, drohen bei einem Verstoß gegen die Verkehrsvorschriften Strafen. Der Bußgeldkatalog sieht ein Verwarngeld in Höhe von 20 Euro vor, wenn Sie anderen das Einordnen im Reißverschlussverfahren nicht ermöglichen und diese behindern. Bei schwereren Verstößen wie Nötigung im Straßenverkehr sind höhere Geldstrafen, Freiheitsstrafen, Fahrverbot oder der Entzug des Führerscheins möglich.

Wer haftet bei einem Unfall im Zusammenhang mit dem Reißverschluss­verfahren?

In den meisten Fällen trägt primär derjenige die Haftung, der die Spur wechselt. Denn Spurwechsler haben grundsätzlich eine höhere Sorgfaltspflicht. Sie dürfen sich deshalb weder vor ein Fahrzeug drängeln noch sollten Sie davon ausgehen, dass ein Autofahrer abbremst und Sie hineinlässt.

Bei Unfällen infolge des Reißverschlussverfahrens kommt häufig der Anscheinsbeweis zum Tragen. Dieser beruht auf einem typischen Geschehensablauf, von dem das Gericht für ein bestimmtes Ereignis ausgehen kann. Sprich: Wenn ein Autofahrer die Spur wechseln und sich in den fließenden Verkehr einordnen wollte, trägt er die Unfallschuld. Beachten Sie hierbei auch: Für die Schadensregulierung ist in der Regel die Kfz-Versicherung des Unfallverursachers zuständig.

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